Gestochen scharfKörperkult, der unter die Haut geht
"Andere hängen sich Bilder an die Wand, ich lasse mich tätowieren."
Fußballspieler der SG Sonnenhof Großaspach
"Ja ich bin gläubig, aber keiner, der dafür in die Kirche gehen muss." Selbst seine eigene Kommunion hat der Kicker verpasst, weil ein Fußballspiel auf dem Plan stand - nur der Wille führt eben zum Erfolg.
So ganz fertig ist das Gesamtkunstwerk an Gehrings Körper nicht. Ein Jahr gibt sich der Drittliga-Kicker immer Zeit, um zu entscheiden, ob er das Tattoo wirklich möchte. In der Winterpause wird es dann unter die Haut gebracht.
Motive
Wie wird man Tätowierer?Stich für Stich zum TraumjobNadine Röhrle hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht
Als sie Anfang 20 ist, zeichnet sie im Urlaub an ihrer eigenen Tattoo-Idee und plötzlich ist für sie klar: Sie will sich zur Tätowiererin ausbilden lassen, egal wie.Über ihre Mutter findet sie den Weg zu Dirk Dalügge, der mit seinem Tattoo-Studio weit über die Grenzen Murrhardts bekannt ist und für hochprofessionelle und ausgezeichnete Arbeiten steht. Röhrle besucht ihn in seinem Studio, bringt ihre Zeichnungen mit.
"Ich habe auch schon meine 80-jährige Oma tätowiert.“
Privatsache: TattooIn manchen Berufen sind Tattoos nicht gerne gesehen - aber akzeptiert
Trotzdem gilt bei Versicherungen, Banken, Beamten: Ein seriöses Auftreten ist das oberste Gebot. Wie das genau aussieht, ist in jedem Unternehmen selbst geregelt. Es bedeutet aber meist auch, dass Tattoos mit langen Ärmeln überdeckt werden sollen.
Seit 1. Januar 2017 sind Tattoos auch bei der Polizei an Ober- und Unterarmen und den Händen erlaubt - an anderen Körperstellen dürfen sie im Dienst nicht sichtbar sein.
"Für das Auftreten der Polizei gilt generell, durch Auftreten und eigenes Verhalten kann zunehmende Gewalt und Respektlosigkeit nachhaltig entgegen gewirkt werden. Damit verbunden ist auch, dass Polizistinnen und Polizisten insbesondere durch professionelles Auftreten und kompetentes Agieren bei allen Altersgruppen das Vertrauen in die Polizei stärken. Das nur anhand einer Tätowierung festzumachen entspricht nicht mehr der Realität", erklärt Roswitha Götzmann, Pressesprecherin des Landespolizeipräsidiums.
Andreas Henke, Pressesprecher des Verdi-Landesbezirks Baden Würrtemberg erklärt: So wie sich die Einstellung in der Gesellschaft zu Tattoos verändert hat und auch deren Verbreitung, so ist auch die Rechtsprechung dazu in den letzten Jahren einem Wandel unterlegen, eindeutig hin zu einer liberaleren Haltung. Interview
Andreas Henke, Pressesprecher des Verdi-Landesbezirks Baden Würrtemberg erklärt: So wie sich die Einstellung in der Gesellschaft zu Tattoos verändert hat und auch deren Verbreitung, so ist auch die Rechtsprechung dazu in den letzten Jahren einem Wandel unterlegen, eindeutig hin zu einer liberaleren Haltung. Interview
Das hängt vor allem von der Tätigkeit ab, aber auch vom Arbeitgeber: An Beamte, insbesondere Polizisten, gibt es strengere Anforderungen. Grundsätzlich sind Tattoos Privatsache. Bei Tätigkeiten mit viel Kundenkontakt kann aber eine Abdeckung verlangt werden, soweit das möglich ist. Entscheidend ist aber immer der Einzelfall und damit die Tätigkeit sowie die Größe und ggf. natürlich Botschaft des Tattoos. Also alles was ohnehin verboten ist, wie zum Beispiel Hakenkreuze, ist dann natürlich auch von einem Arbeitgeber nicht zu tolerieren.
Wo endet die „Privatsache Tattoo“ und wo fängt der Körperschmuck an, ein Fall für den Vorgesetzten oder für Anwälte und Gerichte zu werden?
Zunächst natürlich für den Vorgesetzten, der dann die individuellen Umstände abzuwägen hat. Aber die Gerichtsurteile nehmen natürlich immer mehr zu, weil immer häufiger gegen Verbote geklagt wird. Und dabei wird die Rechtsprechung wie gesagt immer liberaler.
Wie sollten wir mit unseren Hautbildern bei Bewerbungen umgehen?
Da es grundsätzlich Privatsache ist und nicht verboten, steht das jedem frei. Sie müssen selbstverständlich nicht gezeigt werden. Es empfiehlt sich aber natürlich bei Jobs mit Kundenkontakt, sie auch nicht offensiv zu zeigen.
Was darf der Arbeitgeber fordern?
Ein angemessenes Auftreten, angemessen für die Tätigkeit und für die Kunden. Und damit hängt es vom Job und vom Tattoo ab, ob er eine Verdeckung durch Kleider fordern kann oder nicht.
Darf der Arbeitgeber jemanden kündigen, weil er tätowiert ist? Wenn gegen berechtigte Kleidervorschriften verstoßen wird oder das Tattoo aufgrund seiner Größe, der Darstellung oder Botschaft dies zu lässt, ja. Für die allermeisten Tattoos wird das so aber nicht zutreffen.
Nicht nur Kunst unter der Haut
Deshalb sollte vor, während und auch nach dem Tätowieren stets die Hygiene stimmen. "Ein Gesundheitsrisiko besteht außerdem insofern, als beim Stechen nur der geringste Teil der Farbe in der Haut bleibt. Der Großteil wird sofort abtransportiert und kann sich in Lymphknoten oder im Körper sammeln."
Nadine Röhrle aus Oberrot3 Punkte, auf die man bei der Wahl des Tattoostudios achten sollte
Umsetzung
Fotos: Alexander Becher, Fotolia, Silke Latzel, Nadine Röhrle Sarah Schwellinger, Tobias Sellmaier