Kunst aus der SprühdoseZwei Backnanger haben sich als professionelle Objektgestalter selbstständig gemacht. Mit Farbe aus der Sprühdose verwandeln sie graue Betonwände und beschmierte Stromkästen in farbige Comics oder in fotorealistische Bilder.
Von Kristin Doberer (Text)
und Alexander Becher (Fotos und Videos)
Kunst aus der Sprühdose
Professionelle Grafitti-Künstler
Es handelt sich aber nicht um eine Nacht-und-Nebel-Aktion, bei der an einer Hauswand eine Schmiererei zurückbleibt, sondern um die ersten Züge eines Kunstwerks. Denn Thomas Idler und sein Kollege Marius Blum sind professionelle Grafitti-Künstler. Sie werden beauftragt, um auf Fasaden, Autos oder anderen Objekten ein kleines Kunstwerk zu erschaffen.
Die ersten Linien
Künstler seit Kindheitstagen
Der Weg in die Selbstständigkeit
Neben dem künstlerischen Aspekt widmen sie sich außerdem dem Web- und Grafikdesign und geben unterschiedlichste Workshops zum Thema Kunst mit der Spraydose. In den Workshops geben sie ihre Erfahrung an andere weiter. Vom Junggesellenabschied bis zum Workshop in Schulen ist alles dabei. Außerdem veranstalten sie auch Live-Events, bei denen Zuschauer beim Entstehen eines Kunstwerks zuschauen können, zum Beispiel beim Besprühen eines Autos als Werbeaktion einer Firma.
Von Sprühdose bis Window color
Für ihre Kunstwerke nutzen sie übrigens nicht nur die Spraydose: die unterschiedlichsten Materialien können zum Einsatz kommen. Auch mit Kreide, Window color, Acrylfarben oder sogar Wachs arbeiten sie.
„Bei der Objektgestaltung bietet sich aber die Spraydose einfach an, weil man mit ihr sehr großflächig arbeiten kann“, sagt Blum. „Wichtig ist eigentlich nur, dass man sich sein Kunstwerk visuell genau vorstellen kann. Dann ist das Medium tatsächlich egal.“
Regelmäßige Absprachen
Es gibt immer Vorgespräche mit den Auftraggebern und dann weitere Treffen, um die Umsetzung der Ideen zu diskutieren. „Manchmal wollen die Leute zum Beispiel ein Bild aus dem Urlaub als Kunstwerk an der Wand haben, da halten wir uns dann genau dran. Aber wir beraten auch, was zum Beispiel die Farbwahl angeht, oder machen Alternativvorschläge, die Kunden überraschen“, sagt Idler.
Schmierereien vorbeugen
Auch für das aktuelle Projekt im Größenweg wurde ein realistisches Naturmotiv gewählt. Auch die lange Gartenmauer wurde in der Vergangenheit von Unbekannten mit unschönen Schriftzügen verunziert. Diese sollen nun verdeckt werden. Diese sollen nun verdeckt werden. „Eine schöne Bemalung ist oft auch vorbeugend. Das wird normalerweise respektiert und keiner malt einfach drüber. Und außerdem lädt es weniger zu Schmierereien ein als eine ganz leere Fläche“, sagt Blum.
Vorurteile und Polizeikontrollen
Es kam auch schon häufiger vor, dass die Polizei gerufen wurde oder dass sie bei Kontrollfahrten kontrolliert wurden. Zwar versuchen sie immer, mit dem Auftraggeber abzusprechen, dass alle weiteren Anwohner über ihre Arbeit Bescheid wissen, doch trotzdem kommt es immer wieder vor, dass sie sich der Polizei gegenübersehen. „Wir zeigen dann einfach unsere Auftragsbestätigung vor, dann ist das kein Problem.“
Filme für Social Media
Dosen über Dosen
„Die Farben können wir nicht mischen, wie bei Acrylfarben zum Beispiel. Wenn wir eine ganz bestimmte Farbe brauchen – wenn auch nur für einen winzigen Punkt –, muss eine ganze Dose gekauft werden“, sagt Idler.
Viele Aufträge, wenig Konkurrenz
Außerdem gebe es nicht allzu viel Konkurrenz in ihrem Bereich, sie schätzen die Zahl der professionellen Objektgestalter auf weniger als 100 in ganz Deutschland, in der Region wissen sie nur von einem weiteren Team mit Sitz in Stuttgart. Und auch im Ausland waren sie bereits gefragt. Für Aufträge reisten sie unter anderem nach Liverpool, Kapstadt oder sogar bis nach Australien.
Wohnzimmer- bis Werbeauftrag
Webdesign und Kunstwerke schaffen ist aber nicht ihr einziges Standbein. In verschiedenen Workshops zum Beispiel geben sie ihre Erfahrung und Wissen weiter. Vom Junggesellenabschied bis zum Workshop in Schulen ist alles dabei. Außerdem veranstalten sie auch Live-Events, bei denen Zuschauer beim entstehen eines Kunstwerks zuschauen können, zum Beispiel beim besprühen eines Autos.