Auf der Jagd nach dem Sturm
Auf der Jagd nach dem SturmSchon seit einigen Jahren jagt Alexander Wolf aus Bartenbach Unwettern hinterher. Besonders fasziniert ist der Sturmjäger von Blitzen, die jedoch – genau wie Gewitterzellen – in diesem Jahr ziemlich rar sind.
Sturmjäger Alexander Wolf
Sturmjäger Alexander Wolf

Alexander Wolf ist schon seit vielen Jahren von Wetterereignissen fasziniert. Auslöser war ein prägendes Ereignis in seiner Kindheit: „Wie bei vielen in der Szene.“ Beim alljährlichen Sommerfest in Bartenbach habe damals ein heftiges Unwetter getobt, fast sei das Zelt weggeflogen. „Da war diese Machtlosigkeit und Angst“, erzählt er. Aus der Angst wurde schließlich Interesse, weshalb er nach dem Abitur sogar einige Semester Meteorologie studiert hat. Während der Coronapandemie hat er sich jedoch entschieden, das Studium abzubrechen: „Ich habe mir damals eine Selbstständigkeit im Holzbau aufgebaut, die sehr gut lief. Dann habe ich mich entschieden, das mit dem Wetter hobbymäßig zu machen, wobei ich es inzwischen in einem Ausmaß betreibe, das weit über ein Hobby hinausgeht.“
Seit 2020 ist er mit der Kamera im Gepäck so richtig als Sturmjäger unterwegs und opfert dafür nicht nur einen Großteil seiner Freizeit, sondern richtet sogar seine Selbstständigkeit nach der Sturmjagd aus, arbeitet zum Beispiel im Winter mehr, um in der Gewittersaison im Sommer flexibel zu sein. „Wenn eine Unwetterfront kommt, bin ich auch mal zwei bis drei Tage fast nur unterwegs“, erklärt er. Und das nicht nur in Baden-Württemberg. „Ich bin auch schon nach Verona gefahren“, erzählt er. Da sich Gewitter meist ab dem späten Nachmittag entladen, ist er auch oft bis spät in die Nacht oder früh am Morgen mit dem Auto auf Tour. Da kommen viele Stunden zusammen – auch wegen des Verkehrs, der den Erfolg der Sturmjagd nicht unwesentlich beeinflusst.
Seit 2020 ist er mit der Kamera im Gepäck so richtig als Sturmjäger unterwegs und opfert dafür nicht nur einen Großteil seiner Freizeit, sondern richtet sogar seine Selbstständigkeit nach der Sturmjagd aus, arbeitet zum Beispiel im Winter mehr, um in der Gewittersaison im Sommer flexibel zu sein. „Wenn eine Unwetterfront kommt, bin ich auch mal zwei bis drei Tage fast nur unterwegs“, erklärt er. Und das nicht nur in Baden-Württemberg. „Ich bin auch schon nach Verona gefahren“, erzählt er. Da sich Gewitter meist ab dem späten Nachmittag entladen, ist er auch oft bis spät in die Nacht oder früh am Morgen mit dem Auto auf Tour. Da kommen viele Stunden zusammen – auch wegen des Verkehrs, der den Erfolg der Sturmjagd nicht unwesentlich beeinflusst.
Sturmjagd
Sturmjagd
Beim Thema Sturmjagd denken viele sofort an waghalsige Abenteurer in den USA, die Tornados hinterherjagen und sich dabei in lebensgefährliche Situationen begeben. Die Sturmjagd – im Englischen Stormchasing – hat ihren Ursprung tatsächlich in den USA, wo sie sowohl als Hobby als auch mit wissenschaftlichem Hintergrund betrieben wird. Aber auch in Deutschland gibt es immer mehr Stormchaser. Zwar sind Wirbelstürme hier seltener, dennoch gibt es zahlreiche Wetterphänomene, die sich lohnen, verfolgt zu werden: Gewitter mit Blitz und Donner faszinieren ebenso wie Orkane oder winterliche Wetterextreme.
Die Jagd beginnt
Die Jagd beginnt
Es ist schwül und selbst der Fahrtwind kann nicht verhindern, dass das T-Shirt an der verschwitzten Haut kleben bleibt. Die Sonne steht hoch am Himmel und blendet durch die Autoscheibe – noch. Denn in der Ferne türmen sich große Gewitterwolken auf. Genau dort, wo sich das Unwetter gerade zusammenbraut, wartet Sturmjäger Alexander Wolf aus Bartenbach. Der Schweiß tropft jetzt nicht mehr nur vor Hitze, sondern auch vor Nervosität.
Auf einem kleinen Parkplatz nahe Beutelsbach steht der Sturmjäger und starrt gebannt in Richtung der mächtigen weißen Wolken, die unweit über Backnang hängen. „Bei einer so energiereichen Luftmasse wie heute kann eine Gewitterwolke mit bis zu 50 Metern pro Sekunde aufquellen“, erklärt der 28-Jährige und prüft, ob der Winkel seiner aufgestellten Kamera die Wolkenbildung optimal erfasst. Die hatte er vor gut einer halben Stunde über eine App entdeckt und sich daraufhin entschieden, loszufahren. „Dieses Jahr muss man jede Chance nutzen“, sagt er, denn es sei ein gewitterarmes Jahr. Auch der Klimawandel spielt dabei eine Rolle, wodurch die Gewitteraktivitäten in Deutschland seit Jahren abnehmen, einzelne Ereignisse dafür aber intensiver werden
Obwohl die Wolke immer weiter in die Höhe schießt, fehlt von Donner und Blitz noch jede Spur. Wie Alexander Wolf erklärt, ist es gerade der Blitz, der eine Wolke per Definition zu einem Gewitter macht. Und es ist der Blitz, der auch den Sturmjäger auf seiner Jagd mitunter am meisten reizt. „Es gibt ja viele verschiedene Blitzarten wie Erdblitze oder Wolkenblitze. Mich fasziniert einfach, wie sich diese elektrische Ladung in der Wolke sammelt und sich anschließend entlädt“, erzählt er. Am Sturmjagen begeistert ihn aber auch, dass keine Gewitterlage wie die andere ist. „Man wird immer wieder überrascht.“
Dass es bald hageln könnte, bleibt aber auch anderen nicht verborgen. Ein Hagelflieger nimmt Kurs auf die Wolke, die sich langsam dunkelgrau färbt. „Ob die Hagelflieger wirklich etwas bringen, ist statistisch nicht belegt“, zweifelt Alexander Wolf und blickt in Richtung des Flugzeugs. Mit der Kraft des Hagels hat auch er schon seine Erfahrungen gemacht. „Ich habe die Situation auch schon falsch eingeschätzt und mein Auto gerade noch an einer Hauswand in Sicherheit gebracht“, sagt er. In eine lebensbedrohliche Situation ist er bisher zum Glück noch nicht geraten. „Aber jeder Sturmjäger gerät in seiner Karriere mindestens einmal in eine solche Situation. Erst jagst du – und dann bist du der Gejagte.“ Eine Weisheit, die unter Sturmjägern weit verbreitet ist.
Dass es bald hageln könnte, bleibt aber auch anderen nicht verborgen. Ein Hagelflieger nimmt Kurs auf die Wolke, die sich langsam dunkelgrau färbt. „Ob die Hagelflieger wirklich etwas bringen, ist statistisch nicht belegt“, zweifelt Alexander Wolf und blickt in Richtung des Flugzeugs. Mit der Kraft des Hagels hat auch er schon seine Erfahrungen gemacht. „Ich habe die Situation auch schon falsch eingeschätzt und mein Auto gerade noch an einer Hauswand in Sicherheit gebracht“, sagt er. In eine lebensbedrohliche Situation ist er bisher zum Glück noch nicht geraten. „Aber jeder Sturmjäger gerät in seiner Karriere mindestens einmal in eine solche Situation. Erst jagst du – und dann bist du der Gejagte.“ Eine Weisheit, die unter Sturmjägern weit verbreitet ist.
Lange dachte Alexander Wolf jedoch, er sei der einzige Wetterverrückte in der Region. 2023 lernte er dann ein ganzes Team an Unwetterfreaks kennen – so nennen sich die Gruppenmitglieder selbst. „Ein paar davon kommen sogar aus der näheren Umgebung“, sagt er. Seitdem tauscht er sich regelmäßig mit seinem Team aus und teilt mit ihnen auch den Traum von einer Tornadojagd in den USA. „Das ist natürlich das Nonplusultra. Einige vom Team waren schon dort, vielleicht klappt es bei mir nächstes Jahr“, träumt er. Er teilt mit dem Team aber nicht nur Träume, sondern auch Kosten, denn oft geht es gemeinsam auf Unwettertour. Um sich sein Hobby zu finanzieren, vermarktet er seine Bilder mittlerweile auch über eine Agentur und entwirft selbst Kalender. Denn alleine seine Kameraausrüstung hat über 5 500 Euro gekostet. Ums Geld geht es ihm aber nicht. „Ich mache das in erster Linie für mich und auch, um die Leute zu warnen. Bei besonders brisanten Unwetterlagen geben wir als Team auch einen Forecast heraus. Dabei können wir auch auf fundiertes Wissen zurückgreifen, da wir Mitarbeiter vom Deutschen Wetterdienst und erfahrene Chaser in unseren Reihen haben“, erzählt er.
Wind zieht auf und bläst Alexander Wolf durch die Haare. „Die Gewitterzelle entlädt sich“, sagt er. In der Ferne ist der Niederschlag zu erkennen, irgendwo dort muss es gerade auch hageln. Der Sturmjäger checkt seine Apps, aber ob er heute noch ein Unwetter erhascht, weiß er nicht – die Jagd geht weiter.
Wind zieht auf und bläst Alexander Wolf durch die Haare. „Die Gewitterzelle entlädt sich“, sagt er. In der Ferne ist der Niederschlag zu erkennen, irgendwo dort muss es gerade auch hageln. Der Sturmjäger checkt seine Apps, aber ob er heute noch ein Unwetter erhascht, weiß er nicht – die Jagd geht weiter.
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